Quantcast
Channel: Newsletter der Rhein-Zeitung: Neues aus den Top-Ligen
Viewing all 7751 articles
Browse latest View live

Denkmaltag im Rhein-Hunsrück-Kreis: Auf den Spuren der Raketenkuh

$
0
0

Die Raketenkuh-Scheune in Bell ist ein ungewöhnliches kulturhistorisches Denk- und Mahnmal. Ende 1982 galt der Hunsrück als möglicher Stationierungsort der Mittelstreckenraketen. Auf künstlerische, farbenfrohe und einprägsame Weise vermittelte eine Düsseldorfer Künstlergruppe den Zorn über die Stationierung noch vor der Großdemonstration 1986 auf dem Beller Markt. Ab 15 Uhr gibt es Führungen, um 17 Uhr eine Filmvorführung im Bell-Vue "Auf den Spuren der Raketenkuh".

Die ehemalige Benediktinerpropstei mit der romanischen Propsteikirche und dem Propsteigarten in Hirzenach ist eines der reizvollsten Architekturensembles am Mittelrhein. Der Förderverein lädt um 14 und 15 Uhr zu Führungen durch den Garten und die Kirche ein und bewirtet die Gäste.

Das Schloss Schöneck in Boppard-Herschwiesen ist eine Reichsministerialburg des 13. Jahrhunderts. Sie ist mehrfach verfallen und wurde wiederaufgebaut. Von 1910 bis 22 war das Schloss der Sommersitz des Malers Wilhelm Steinhausen, seither ist sie im Besitz der Familienstiftung. Führungen durch das Schloss gibt es um 11, 13 und 15 Uhr.

Das Kriegerdenkmal in Büchenbeuren ist ein Denkmal des Hunsrücker Malers und Bildhauers Friedrich Karl Ströher (1876-1925). Im 1923 geschaffenen Denkmal an der Kirchenmauer umfängt eine übergroße Frauenfigur einen sterbenden Soldaten. Eine Führung mit Vortrag zum Lebenswerk Ströhers gibt es um 15 Uhr.

Das Kriegerdenkmal in Hirschfeld stammt auch von Ströher. Es handelt sich um ein Relief im Tympanon über dem Portal der evangelischen Kirche mit einem Engel, der einen gefallenen Soldaten emporhebt. Eine Führung ist um 15 Uhr.

Die ehemalige Synagoge in Laufersweiler, Kirchgasse 6, wurde 1825 erstmals erwähnt, 1839 brannte sie ab. 1911 wurde das heutige Gebäude eröffnet, 1938 wurde das Innere zerstört. 1988 wurde das Gebäude zur Mahn- und Gedenkstätte. Führungen gibt es um 10, 12, 14, und 16 Uhr sowie nach Bedarf. Die Dauerausstellung "Weg der Erinnerung" kann besichtigt werden.

Der Grundstein der spätgotischen evangelischen Stephanskirche in Simmern, Römerberg 2, wurde 1486 durch Herzog Johann I. gelegt. Dort gibt es die Spätrenaissance-Grabmäler der Herzöge von Pfalz-Simmern zu sehen. Um 13 und 19 Uhr werden erlebnisorientierte Führungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene angeboten, um 17 Uhr Orgelkonzert gibt es ein Orgelkonzert.

Alle Veranstaltungen sind im Internet unter www.tag-des-offenen-denkmals.de zu finden.


Ein 911er zieht das Abenteuer magisch an: Wie ein Külzer zu seinem Traumwagen kam

$
0
0

Ein Traum, der sich als Student formte, als er diesen Wagen mit "seinem Baujahr" (1972) in Aachen sah. Nicht irgendeiner, sondern genau dieses F-Modell mit den Fuchsfelgen sollte es sein. "So einen hätte ich gern, sagte ich mir damals, doch mir fehlte natürlich das nötige Kleingeld dazu", erinnert sich der heute 41-Jährige.

Vor etwa zehn Jahren war es dann so weit: Johannes Klein arbeitete für "Bilfinger Berger" in Libyen. Viele Abende verbrachte er damit, im Internet nach seinem Jugendtraum zu suchen, und wurde schließlich in Italien fündig. "Chef, ich brauche unbedingt zwei Tage frei, ich muss schnell nach Mailand." Um die Heiterkeit verstehen zu können, die diese Worte erzeugten, muss man wissen, dass Klein als Ausländer in Libyen seine Papiere abgegeben hatte. Mal eben schnell ausreisen schien unmöglich. Da traf es sich prima, dass der Deutsche eine Villa für Gaddafis Sicherheitschef geplant hatte. "No problem, where is your passport?", fragte der mächtige Bauherr nur kurz. Zwei Stunden später hatte der Architekt aus dem Hunsrück seinen Pass.

In Italien dolmetschte ein Freund aus Verona. Klein machte eine Anzahlung von 5000 Euro und erklärte, dass er den Wagen erst in einem drei Viertel Jahr abholen könne. Das riskante Geschäft gelang. Wieder zurück in Deutschland, reiste Klein abermals nach Mailand - diesmal über den Hahn mit roten Nummernschildern im Gepäck. Gemeinsam mit einem Freund aus dem Hunsrück überführte er seinen Porsche 911 T Targa in die Heimat.

Hier attestierte ihm ein befreundeter Gutachter den überaus guten Zustand des Wagens. Liebevoll wurde das Cabrio in der Folgezeit aufgehübscht, Originalteile hinzugefügt und auch kleine Sünden der Vorbesitzer wieder ausgebügelt. So etwas geht nur mit der Unterstützung eines guten Schraubers. In Alexander Opper aus Oestrich-Winkel fand Johannes Klein eine Institution innerhalb der Gilde. Doch ihre erste Begegnung hat gleich schon wieder schicksalhafte Züge - fast scheint es, als ziehe das Blech eines 911er solche Geschichten magisch an: Johannes Klein und seine Frau Miriam saßen in einer Straußwirtschaft im Rheingau. Gäste fuhren in einem Oldtimer vor, begutachteten den 911er und gaben dem Porsche-Besitzer die Adresse von Opper - "falls er seine Dienste mal brauche".

Johannes Klein und seine Frau fuhren wohlgemut davon. Fünf Minuten später tat das ansonsten zuverlässige Fahrzeug keinen Mucks mehr. Den Leuten vom Abschleppdienst gab Klein die frisch erhaltene Adresse. "Das ist ja gleich um die Ecke", freuten sich die Helfer in der Not. Wenig später freute sich Klein: Nur ein winziges Teil musste ersetzt werden, für das der Porsche-Kenner gerade mal 5 Euro verlangte. Seitdem nimmt Opper einen festen Platz in der Beziehung zwischen Klein und seinem Traumauto ein.

Doch wie passt da eigentlich eine Frau hinein? Sie muss sich solche Sätze anhören wie "Ich mag dieses ursprüngliche Geräusch, wenn man da aufs Gas tritt, spürt man gleich, was hinten passiert!" Kein Problem: Miriam Steinle ist genauso Porsche begeistert wie ihr Mann: "Ich habe die ,Auto, Motor und Sport‘ schon zusammen mit meinem Vater inhaliert, und der 911er ist mein absolutes Traumauto." Von Eifersucht also keine Spur, stattdessen schwärmt sie von Porsches "Froschaugen" (Scheinwerfer).

Am Wochenende ist man bei Ausfahrten zu dritt unterwegs, und auch der "Wellness-Behandlung" für den scharfen Flitzer stimmt Kleins Frau in vollem Umfang zu: Im kommenden Jahr wird der Oldtimer nämlich in ein Säurebad getaucht - damit die alte Liebe keinen Rost ansetzt. Danach werden Schwachstellen gegebenenfalls geschweißt, und nach einer erneuten Säurebehandlung steht dann eine sogenannte kathodische Tauchlackierung an. "Das hält dann die nächsten 50 Jahre", sagt Klein in der für ihn typischen Gelassenheit und schenkt seinem Porsche 911 T Targa ein liebevolles Lächeln. Ingo Lips

Hunsrückhöhenstraße: Großbaustelle bei Ehr in vollem Gange

$
0
0

Bäume wurden gefällt, Fahrspuren neu gelegt, Gelände abgetragen und aufgeschüttet. 650 Meter lang ist die Baustelle. Autofahrer, die regelmäßig auf der viel befahrenen B 327 unterwegs sind, müssen sich immer wieder auf unterschiedliche Gegebenheiten einstellen.

Ab Donnerstag, 12. September, wird im Zuge des Umbaus der Knotenpunkte bei Ehr (B 327/K 111) und Mermicherhof (B 327/K 112) die K 112 in Richtung Mermicherhof bis zum 21. Oktober voll gesperrt, teilt der zuständige Landesbetrieb Mobilität in Bad Kreuznach mit. Die Umleitungsstrecke zum Mermicherhof führt über Fleckertshöhe.

Bis zum Wintereinbruch soll die Baustelle abgeschlossen sein. Wenn es gelingt, mehrere Gefahrenpunkte gleichzeitig zu beseitigen, dann haben sich am Ende auch die 2,1 Millionen, die der Spaß kostet, gelohnt. Wolfgang Wendling

Abschied nach 20 Jahren: Pastor Fuchs verlässt Simmern mit Wehmut

$
0
0

Von unserem Redakteur Wolfgang Wendling

Doch an den Ruhestand denkt der 65-Jährige noch nicht. Als Kooperator in der Pfarreiengemeinschaft Ochtendung wird er zwar nicht mehr die erste Geige im Seelsorgeteam spielen, aber er kann weiterhin als Pastor segensreich tätig sein. Und darauf kommt es ihm an.

Das Amt des Pfarrers bringt eine hohe Belastung durch eine Fülle an Verwaltungsaufgaben mit sich. Davon darf sich ein seit vielen Jahrzehnten wirkender Seelsorger im klassischen Renteneintrittsalter getrost frei machen. Etwas mehr Ruhe werden ihm seine Schäfchen im Simmerner Land von Herzen gönnen. Das ist auch der Grund, warum sich Bernhard Fuchs aus freien Stücken einer neuen Aufgabe zuwendet.

Die Arbeitsbelastung eines katholischen Pfarrers hat durch die "Agenda 2020", der Strukturreform im Bistum Trier, erheblich zugenommen. Das lässt sich am Werdegang von Bernhard Fuchs in seiner Hunsrücker Zeit gut nachzeichnen. Als der Pastor am 27. Juni 1993 eingeführt wurde, war er lediglich Pfarrer in Simmern. Dann kam Rayerschied hinzu. Mit der Neuordnung der Dekanate im Sommer 2004 wurde Fuchs Dechant im Dekanat Simmern. Die Seelsorgeeinheiten wurden neu zugeschnitten. Rayerschied kam nach Rheinböllen. Simmern bildete fortan mit Biebern und Ravengiersburg eine Pfarreiengemeinschaft. Sie umfasst 25 Dörfer mit rund 6300 Katholiken. Für sie alle ist Bernhard Fuchs der verantwortliche Pfarrer - er war es, heißt es am Sonntagabend. Dann hat sich der Seelsorger von allen verabschiedet, die mit ihm lebendiges Christentum gelebt haben und die über zwei Jahrzehnte währende gemeinsame Wegstrecke gegangen sind. Pastor Fuchs verlässt das Simmerner Land mit Wehmut. "Ich gehe mit vielen guten Erinnerungen im Koffer." Nach anfänglichen Schwierigkeiten habe sich ein sehr gutes Miteinander entwickelt. Als Highlights sind ihm die 250-Jahrfeier 2002, die Glockenweihe 2004 und die Renovierung der Pfarrkirche St. Josef in Erinnerung geblieben - natürlich auch die beiden Dekanatskirchentage 2007 und vergangene Woche als krönender Abschluss seiner Amtszeit.

In guter Erinnerung wird ihm auch das Verhältnis zu den evangelischen Mitchristen bleiben. Mit Superintendent Horst Hörpel verbindet ihn eine persönliche Freundschaft.

Ins Lamento von der Entchristlichung und Entkirchlichung der Gesellschaft will Fuchs nicht mit einstimmen. Zwar hat auch er die quantitative Veränderung zu spüren bekommen: Die Zahl der Gottesdienstbesucher ging in Simmern von 17 auf 11 Prozent zurück. Der Einbruch bei den Kommunionkindern von 40 vor 20 Jahren auf nunmehr 17 ist allein der demografischen Entwicklung geschuldet.

Trotz der Glaubenskrise, die um sich greift, sieht der Pastor einen qualitativen Sprung nach vorne: "Bei denen, die noch dabei sind, ist das Engagement und das Bewusstsein der gemeinsamen Verantwortung und der Zusammengehörigkeit gewachsen." Das ist für Pastor Fuchs auch ein Stück Zukunftsmusik. Denn aus seiner Sicht wird sich künftiges kirchliches Leben in Form von kleineren vernetzten Zellen abspielen. Das Bewusstsein, zu dieser oder jener Pfarrei zu gehören, werde schwinden. Das hänge mit dem Wegbrechen gesellschaftlicher Milieus zusammen. Auch das katholische Milieu werde sich verflüchtigen.

Am Montag bricht die Zeit der Vakanz an. Sie ist aber von recht kurzer Dauer. Am 1. April übernimmt Lutz Schultz, zurzeit Pfarrer in Andernach, die Pfarreiengemeinschaft Simmern. Bis dahin fungiert Pater Michael Knappe als Vakanzverwalter.

Hoffnung auf guten Weinjahrgang: Trauben am Mittelrhein gedeihen prächtig

$
0
0

Von unseren Reportern Suzanne Breitbach und Volker Boch

Hoch über Bacharach steht Cecilia Jost im Weinberg. Steil fällt der Hang hier hinab zum Rhein, im Hintergrund passieren Schiffe die Insel Heyles'en Werth und das historische Stadtbild. Es ist eine herrliche Aussicht, und auch beim Blick auf die Trauben in der Paradelage Bacharacher Hahn ist die Winzerin überaus angetan. "Wenn es hier um die Ziehung der Lottozahlen ginge, dann hätten wir bei bereits drei gezogenen Zahlen drei Richtige", sagt Jost lächelnd.

Die 27-Jährige weiß, dass es vor der Lese enorm auf die Witterung der kommenden Wochen ankommt und noch drei Kugeln in der Trommel sind. "Die restlichen Kugeln fehlen noch - vor allem die Superzahl", sagt sie lachend. "An Bartholomäus, also am 24. August, hat es geregnet", erläutert sie, "normalerweise heißt das, dass es einen schönen Altweibersommer geben wird."

Die Trauben sehen bislang nicht nur in den mittelrheinischen Grand-Cru-Lagen wie dem Bacharacher Hahn gut aus, sondern erfreuen die Winzer ganz allgemein in dieser kleinen, feinen Weinbauregion. Auch Matthias Müller, Winzer des Jahres 2012 im Gault Millau, ist zufrieden. "Der Zustand der Trauben ist sehr gut", sagt der Spayer, da die Reben ein sehr tiefes Wurzelwerk haben, gab es auch nur wenig Probleme mit Trockenstress.

Manche Beobachter wirken trotz des extrem langen Winters, des kühlen Frühjahrs und der späten Rebblüte verzückt, weil die Entwicklung durch den sehr warmen und trockenen Juli enorm aufgeholt wurde. Die Lese wird 2013 später beginnen, aber möglicherweise - trotz aller Unwägbarkeiten - besonders hohe Qualitäten bringen.

"Wir liegen etwa sechs Tage hinter dem 30-jährigen Mittel und gegenüber dem 10-jährigen Mittel etwas weiter zurück", sagt Cecilia Jost. Nach den frühen Sorten wie Weißburgunder und Dunkelfelder rechnet sie erst ab dem 22. Oktober mit dem Hauptlesebeginn - die Lese der großen Rieslingqualitäten könnte bis weit in den November andauern. Jost erinnert sich daran, wie sie als Mitarbeiterin des österreichischen Spitzenweinguts F.X. Pichler vor einigen Jahren bis zum 10. Dezember gelesen hat. So lange wird es am Mittelrhein 2013 wohl nicht dauern, aber gute Qualität braucht eben Geduld. Die junge Bacharacher Winzerin, die neben dem Riesling mit exzellenten Spätburgundern auf sich aufmerksam macht, und ihr Vater Peter gehören traditionell zu den regionalen Betrieben, die lange lesen.

Im Juli hat Jost die Stöcke in allen Weinbergen auf der Schattenseite und beim Spätburgunder sogar vollständig entblättert, um Fäulnisbildung zu verhindern. "Der Traubenzustand ist wirklich sehr gut", sagt Jost, "geradezu wundervoll, es gibt keine Botrytis." Dort, wo es Trockenstress gab und um die Fäulnisgefahr zu reduzieren, wurde der Ertrag reduziert, indem Jost die Trauben halbierte.

Auch der Präsident des Weinbauverbandes Mittelrhein, Gerhard Lambrich, sieht erwartungsvoll der weiteren Reifeperiode und einer langen Lesezeit entgegen. "Wie der Jahrgang wird, wird im September und Oktober entschieden", erklärt Lambrich, "sowie in der ersten Novemberhälfte. Die Lese beim Riesling wird sich in den November ziehen." Die lange regenlose Zeit und die Trockenheit wurde auch in Oberwesel von den alten Weinbergen mit ihren besseren Wurzelsystemen besser verkraftet. "Gleichzeitig liefern diese qualitativ hochwertigere Weine", sagt Lambrich. "Wir werden eine spätere Lese als in den Vorjahren haben, was vor zehn oder 15 Jahren Mitte Oktober ganz normal war." Ein mehrstündiger gleichmäßiger Regen mit 20 bis 25 Liter Wasser über acht bis zehn Stunden verteilt, das wäre nicht nur aus seiner Sicht glänzend für den weiteren Reifeverlauf.

Jürgen Volk aus Spay rechnet in diesem Herbst ebenfalls mit einer späteren Lese als in den Vorjahren. Er geht davon aus, dass er um den 7. Oktober in die Weinlese mit frühen Sorten wie Regent und Müller-Thurgau starten wird. "Nach dem feuchten Frühjahr ist die Traubenentwicklung wunderbar gewesen", sagt er. Durch die Kälte in der Blütephase, die nicht optimal verlaufen ist, rechnet der Winzer aus Spay mit reduzierter Quantität. "Die Menge wird durchschnittlich sein, was sich sehr positiv auf die Qualität auswirken wird", bilanziert er. Volk erwartet einen insgesamt guten Jahrgang.

Joachim Lorenz vom gleichnamigen Bopparder Weingut freut sich über den guten derzeitigen Zustand der Reben. "Manche Standorte zeigen die Wasserproblematik. Je jünger die Reben, je dünner die Bodenauflage, je mehr Wasserproblematik", skizziert er die Situation. "Der Ertrag wird durchschnittlich, von der Aromatik her wird der Jahrgang 2013 dem Vorjahresjahrgang ähnlich sein."

Entscheidend ist das Wetter der kommenden Wochen, da die gesunden Trauben noch einige Wochen Reifezeit brauchen. Für die Mittelrhein-Referenzfläche auf dem Kahlenberg in Bad Kreuznach ist der 20. Oktober für die Rieslinglese prognostiziert. Dieses Datum dürfte auch zwischen Bacharach und Spay eine Marke sein. Bis dahin gilt es, darauf zu hoffen, dass bei der "Lottoziehung" weiter die richtigen Zahlen fallen.

13 Fälle in Boppard: Krätzmilbe sucht Altenzentrum heim

$
0
0

Von unserem Redakteur Wolfgang Wendling

Die Hauterkrankung wird von der Krätzmilbe ausgelöst, ist in Deutschland recht selten und nur schwer zu diagnostizieren. Das Auftreten von Krätzmilben hat nichts mit Unsauberkeit zu tun, sondern wird - wie bei Läusen in Kindergärten - durch das Einschleppen von außen verursacht.

Da wegen der Inkubationszeit von bis zu sechs Wochen niemand im Umfeld des Altenzentrums weiß, wer alles angesteckt wurde, gehen die Verantwortlichen auf Nummer sicher. Für Donnerstag und Freitag sind "Großkampftage" angesetzt. Mit vereinten Kräften rückt das Altenzentrum der "Sarcoptes scabiei", so der Fachterminus, zu Leibe: Alle 90 Bewohner und 85 Mitarbeiter werden zeitgleich behandelt. Dann, so die berechtigte Hoffnung, dürfte der Spuk vorbei sein.

Seit 30. August herrscht Klarheit

"Wir befinden uns in einer kleinen Krise." So beschreibt Einrichtungsleiter Armin Stelzig die derzeitige Situation im Haus Elisabeth. Seit 30. August wissen er und sein Team, womit sie es zu tun haben. Eine Bopparder Hautärztin hat die Diagnose "Krätzmilbenbefall" gestellt. Die ersten Symptome bei Bewohnern des Altenzentrums sind Mitte August aufgetreten. Fünf Personen der geschlossenen Demenz-Abteilung litten unter Hautrötung und Juckreiz. Selbst die hinzugezogenen Mediziner haben nicht gleich erkennen können, dass der Hautparasit mit dem hässlichen Namen "Krätzmilbe" dahintersteckt. Bei Juckreiz und Hautrötungen denkt man eher an eine allergische Reaktion als an die Krätze.

Als am 30. August die Diagnose feststand, schaltete Stelzig das Gesundheitsamt ein und benachrichtigte sämtliche Organisationen, Dienststellen und Einrichtungen, die auch nur im Entferntesten etwas mit dem Haus Elisabeth zu tun haben. An den Eingangstüren zum Altenzentrum werden die Besucher seitdem per Info-Tafel über den Krätzmilben-Befall ausführlich in Kenntnis gesetzt. Sicherheitshalber nimmt die Einrichtung in dieser Woche keine neuen Bewohner auf. Das Team des Hauses Elisabeth sah es von Anfang an als die beste Lösung an, mit offenen Karten zu spielen. "Wir haben nichts zu verbergen", sagt Einrichtungsleiter Armin Stelzig im Gespräch mit unserer Zeitung. Denn die unangenehme Geschichte ist ja nicht hausgemacht.

Wie die Krätzmilbe ins Altenheim gelangt ist, lässt sich nicht ergründen. Der für Boppard zuständige Amtsarzt Dr. Winfried Prämassing hält es für möglich, dass sich jemand bei einem Auslandsaufenthalt die Krätzmilbe eingefangen und an den Rhein mitgebracht hat.

Weil die Übertragung des Parasiten über Hautkontakt erfolgt, lässt sich erklären, dass sich der Kreis der mit der Krätzmilbe befallenen Altenheimbewohner von Anfang an auf die fünf Personen in der Demenz-Abteilung einschränken ließ. Dagegen hat sich die Hautkrankheit auf mittlerweile acht Pflegekräfte, die ja in engem körperlichen Kontakt mit den Patienten stehen, ausgeweitet. Sie alle werden zurzeit gezielt behandelt.

Dem Parasiten den Garaus machen

Am Donnerstagabend startet dann die große Gemeinschaftsaktion, um dem Parasiten den Garaus zu machen: Allen Bewohnern und Mitarbeitern wird zeitgleich eine Spezialsalbe aufgetragen. Sie muss mindestens acht Stunden lang einwirken. Am Freitagmorgen ist dann zunächst Duschen angesagt. Danach erfolgt der komplette Textilwechsel. Die Betten werden abgezogen, die gesamte Bekleidung der mehr als 170 Personen wird ein Fall für die Wäscherei.

Natürlich kann niemand ausschließen, dass sich Angehörige der Bewohner der Demenz-Abteilung angesteckt haben und die Hauterkrankung nach außen tragen. Um die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Parasit weiter ausbreitet, zu begrenzen, wurden die Angehörigen informiert. Ihnen wurde empfohlen, sich nach engem Hautkontakt mit Heimbewohnern ebenfalls vorbeugend behandeln zu lassen.

Bei Wettbewerben erfolgreich: Spayer Winzer feiern Preise

$
0
0

Von unserem Redakteur Volker Boch

Eine Reihe überaus engagierter Betriebe sind auf nationaler Ebene inzwischen anerkannte Spitzenerzeuger. Entsprechend erfreut reagierten die beiden Spayer Familien um die Vorzeigewinzer Matthias Müller und Florian Weingart, als sie dieser Tage erneut mit besonderen Ehren bedacht wurden.

Matthias Müller, im vergangenen Jahr vom Weinführer Gault Millau als "Winzer des Jahres" gefeiert, erhielt beim Erzeugerpreis-Wettbewerb der Vereinigung ProRiesling den dritten Gesamtpreis in der Finalprobe. "Wir freuen uns sehr über diese Würdigung unserer Arbeit", sagte Müller, dessen Weine die Juroren nicht erst in der großen Finalprobe in Trier überzeugten.

Bei dem seit 1989 alle zwei Jahre ausgeschriebenen Preis müssen sich die Betriebe mit ihrer Riesling-Kollektion der beiden zurückliegenden Jahre empfehlen. Es geht dem Förderverein ProRiesling, der mit dem Wettbewerb die Ausnahmestellung des Rieslings weiter stärken will, darum, die gesamte Arbeit eines Weingutes begutachten und zu würdigen. In dieser Frage hat das Weingut Müller gerade in der jüngeren Vergangenheit Konstanz auf hohem Qualitätsniveau gezeigt.

Seit Mai dieses Jahres wurde in regionalen Vorverkostungen probiert, welche Qualität die Winzer in den Jahrgängen 2011 und 2012 erreicht haben. "Am Mittelrhein hatten wir in dieser Zeit wirklich richtig tolle Weine", sagt Matthias Müller, dessen angestellte Weine zu einer Vielzahl probierter Rieslinge zählten. Mehr als 1600 Rieslinge aus 309 Weingütern wurden blind verkostet, erst in der Finalprobe wurden nach sieben Regionalproben die besten Weingüter herausgearbeitet.

Als Sieger ging das Mosel-Weingut Loersch des jungen Winzers Alexander Loersch aus Leiwen hervor, das sich vor dem Rheingauer Traditionsweingut Freiherr Langwerth von Simmern und der Spayer Familie Müller durchsetzte. Die homogenen und bei Kritikern und Kunden gleichermaßen gefeierten großen Müller-Kollektionen 2011 und 2012 sorgten in der Finalprobe für hohe Bewertungen. "Matthias Müller ist kein Unbekannter in der Weinszene", schrieb ProRiesling nach dem Wettbewerb begeistert, "er sorgt für Aufbruchsstimmung am Mittelrhein."

Rieslinge auf neuem Niveau

Gleiches gilt ganz sicher am Mittelrhein auch für einige weitere Winzer, zu denen an erster Stelle Florian Weingart zählt. Der qualitätsbegeisterte Spayer arbeitet seit Jahren dafür, die Region durch ausdrucksstarke und eigenständige Rieslinge auf ein neues Niveau zu heben. Auch in diesem Jahr ist Weingart dafür bereits mehrfach ausgezeichnet worden, jetzt erhielt er bei der Preisverleihung des Fachmagazins "Vinum" eine besondere Würdigung.

Inmitten einer Masse an Trockenbeerenauslesen und Eisweinen exzellenter Weingüter setzte sich ein Kleinod eines legendären Jahrgangs durch: Die Beerenauslese Bopparder Hamm Feuerlay 2010 belegte bei den "Riesling champions" Rang zwei unter den edelsüßen Weinen. In der Rangfolge platzierte sich Weingart damit zwischen zwei nicht nur deutschlandweit gefeierten Winzern: Horst Sauer aus Franken und Tim Fröhlich von der Nahe.

Diese beiden Weingüter, die Weingart mit grandiosen Trockenbeerenauslesen aus dem Jahrgang 2011 einrahmten, gehören zu den klaren nationalen Aufsteigern der vergangenen Jahre. "Wir sind sehr glücklich, dass wir uns mit unserem Wein so gut platzieren konnten", sagt Ulrike Weingart, die den Preis gemeinsam mit ihrem Mann in Mainz entgegennahm. Neben einer Messe des exklusiven Kreises der Siegerbetriebe in insgesamt vier Kategorien von trocken bis edelsüß sowie eines Sonderpreises gab es am Abend ein Galadinner mit allen Spitzenweinen - unter anderem mit der Beerenauslese aus dem Bopparder Hamm. "Es freut uns besonders, dass gerade das Fachpublikum so positiv auf unseren Wein reagiert hat", sagt Ulrike Weingart, "unser Betrieb war ja mit Abstand der kleinste der Ausgezeichneten."

Auf elegante Spätlesen gesetzt

Die Ehrung des Weingart‘schen Ausleseweins hatte darüber hinaus noch einen schönen Effekt für einen individuellen und auch mutigen Schritt. Denn im vielfach arg gescholtenen Jahrgang 2010 hatte sich Weingart aufgrund hoher Säurewerte konsequent dazu entschieden, im Ausbau besonders stark auf rest- und edelsüße Weine zu setzen. Dabei entstanden hier zahlreiche elegante Spätlesen und fruchtsüße Weine, die noch eine große Zeit vor sich haben.

Die trockenen Weine kamen dem "normalen" Kundengaumen 2010 dabei vielleicht sogar etwas zu kurz, aber die knackige Säure gibt gerade den Edelsüßen einen besonderen Kick - es war ein Schritt, dessen Mut durch solche Auszeichnungen belohnt werden kann. Weingarts Trockenbeerenauslese 2010, die wie andere exzellente Mittelrhein-Weine ebenfalls bei den "Riesling champions" eingereicht war, ist beispielsweise ein Langstreckenläufer der Edelweinwelt - und zurzeit noch etwas verschlossen.

Kultregisseur Edgar Reitz: Café Heimat soll bald eröffnet werden

$
0
0

Von unserem Redakteur Volker Boch

In den vergangenen Wochen und Monaten wurden in Morbach viele Arbeitsstunden in das Elternhaus von Edgar Reitz investiert. Das Haus gehört der Edgar-Reitz-Filmstiftung, die der Gemeinde Morbach das Haus zwölf Jahre lang pachtfrei überlässt. Im Gegenzug hatte die Gemeinde Morbach zugesagt, dass sie den Bau saniert. Rund 100 000 Euro an Leaderplus-Mitteln waren dafür eingeplant, doch wie hoch die Kosten letztlich ausfallen, steht noch nicht fest. Denn nach wie vor wird in Morbach konzentriert daran gearbeitet, damit Alfons Schramer, Geschäftsführer des in Trier ansässigen Unternehmens Mondo del Caffé, bald mit seinem Team in Morbach aktiv werden kann.

Wird der Dokumentarfilm doch erstmals in Morbach gezeigt?

Schramers Tochter soll die Leitung des Café Heimat übernehmen, heißt es. Die offizielle Eröffnung des Hauses ist für den 6. Oktober geplant. An diesem Tag soll Edgar Reitz selbst in seiner Geburtsstadt sein, um das Café unter anderem gemeinsam mit Betreiber Schramer, Morbachs Bürgermeister Andreas Hackethal und Ortsvorsteher Georg Schuh zu eröffnen.

An diesem Tag will die Gemeinde ihren berühmtesten Sohn unter anderem auch damit würdigen, dass im Café Heimat erstmals der Dokumentarfilm "Making of Die andere Heimat" gezeigt werden soll. Wenn dieses Vorhaben wirklich klappen sollte, wäre es eine Premiere - was bis dato als nicht realistisch gegolten hatte. Der Film würde in diesem Fall erst danach offiziell Ende Oktober bei den Filmfestspielen in Hof und anschließend ab Anfang November unter anderem auch im Pro-Winzkino in Simmern gezeigt werden.

Eine Woche vor der Eröffnung des Café Heimat kommt Edgar Reitz mit seinem bereits in Venedig gefeierten "Die andere Heimat" in Simmern zu Ehren. Inzwischen, so berichten Stadtbürgermeister Andreas Nikolay und Wolfgang Stemann vom Pro-Winzkino, sind alle Einladungen durch den Filmverleih Concorde verschickt. Derzeit würde anhand der Absagen für den Premierentag geprüft, wie viele Restkarten es für die beiden Filmvorführungen am 28. September geben könne. Aller Voraussicht nach wird dies aber erst kurz vor dem Veranstaltungswochenende sein. "Aber auch jeder, der keine Eintrittskarte für den Film hat, ist an diesem Tag in Simmern herzlich willkommen - es wird ein Premierentag für jeden sein", versprechen die Protagonisten mit ihrem Simmerner Organisationsteam. Allein am Fruchtmarkt wird es viel Programm geben.

Auch in Morbach soll das Café Heimat nach derzeitigem Planungsstand am Premierenwochenende erstmals geöffnet sein. Dann steht die offizielle Eröffnung zwar noch bevor, aber diejenigen, die an diesem Wochenende schon einmal Mäuschen spielen wollen, sollen eingeladen sein, einen Blick in das Elternhaus von Edgar Reitz zu werfen. Geplant sind neben dem Café-Bereich im Erdgeschoss des reizvollen und aufwendig sanierten Gebäudes am Morbacher Marktplatz im Obergeschoss auch Ausstellungsstücke rund um Reitz.

Leselounge und Vitrinen für Ausstellungsstücke

In Vitrinen sollen hier sehenswerte Exponate gezeigt werden, die von Reitz, über den Hunsrück und von der Heimat erzählen. Angedacht ist hier auch eine Leselounge, in die sich Gäste zurückziehen können, um in Büchern zu schmökern. Bereits vor einigen Monaten hatte der künftige Betreiber Alfons Schramer davon berichtet, dass im Café Heimat Bilder und Requisiten der Filme von Edgar Reitz gezeigt werden. Auch Kulturveranstaltungen sind demnach geplant.

Im Moment wird mit Hochdruck daran gearbeitet, dass das Haus in den kommenden Tagen rechtzeitig fertig wird. Die Inneneinrichtung wird demnächst fertiggestellt, damit bis zum letzten Septemberwochenende möglichst alles vorbereitet ist, um die ersten Gäste zu empfangen. Später soll eine Außenterrasse am Haus dazukommen. Das Café Heimat soll eine gemütliche und kreative Anlaufstelle werden, die nicht nur Reitz-Fans in Morbach das Gefühl gibt, im Elternhaus des Regisseurs ein Stück Heimat zu spüren.


Ein Verletzter in Langscheid: Garage brannte lichterloh

$
0
0

Der Besitzer des Anwesens hatte zunächst versucht, die Flammen selbst zu löschen. Der Mann erlitt dabei eine Rauchgasvergiftung und musste ins Krankenhaus gebracht werden. Da ein Übergreifen der Flammen auf das Wohnhaus drohte, alarmierten die Wehrleute Kollegen aus der ganzen Region nach.

Die Einsatzkräfte bekamen das Feuer rasch in den Griff, so dass am Wohnhaus lediglich ein geringer Schaden durch die Hitze des Brandherds entstand. Insgesamt waren 46 Wehrleute aus Oberwesel, St. Goar, Perscheid, Niederburg und Henschhausen im Einsatz. Zur Ursache des Brands konnte die Polizei noch keine Angaben machen. mko

Mittelrheintal: Ein Bahn-Unfall gibt den Experten Rätsel auf

$
0
0

Von unserem Redakteur Volker Boch

Was genau in den frühen Morgenstunden jenes Sonntages zwischen Lorch und Rüdesheim geschah, ist bislang offen. Es wird noch eine Zeit lang dauern, bis die Umstände geklärt sind, die zu dem Unfall auf der rechten Rheinseite bei Lorch geführt haben. Falls sie überhaupt jemals aufgeklärt werden können.

In Deutschland gibt es fast täglich Entgleisungen

Fest steht rund drei Monate nach dem Unglück lediglich, dass niemand zu Schaden kam, was durchaus anders hätte ausgehen können. "Entgleisungen haben wir in Deutschland fast täglich", sagt Gerhard Heller aus Koblenz. Der Diplom-Ingenieur ist Konsulent für die Bürgerinitiativen, die im Rheintal gegen den Bahnlärm ankämpfen. Der fachliche Berater der Initiativen befasst sich seit Jahrzehnten mit den technischen Gegebenheiten und Herausforderungen des Bahnverkehrs. Auch im Fall des entgleisten Güterzuges versucht er, Licht in das Dunkel zu bringen.

An diesem frühen Junisonntag springt laut Angaben der Bundespolizeidirektion Koblenz der Güterzug gegen 5.30 Uhr bei Lorch aus den Gleisen. Die Polizei spricht davon, dass nur die letzten beiden Waggons betroffen waren. Bilder belegen unterdessen, dass mindestens vier Waggons das Gleis verlassen haben. Die Bürgerinitiativen und viele Anwohner entlang der Bahnstrecken zwischen Lahnstein und Rüdesheim sowie Koblenz und Bingen fordern aber nicht nur deshalb Aufklärung.

Aus ihrer Sicht ist es ein großes Glück gewesen, dass keine Menschen zu Schaden gekommen sind. Immerhin fuhr der 620 Meter lange und rund 750 Tonnen schwere, leere entgleiste Autozug nach dem Unfall noch kilometerlang weiter durchs Rheintal. "Das Besondere war, dass der Lokführer zunächst nichts bemerkt hat", sagt Reza Ahmari, Pressesprecher der Bundespolizeidirektion Koblenz. "Das ist ein relativ ungewöhnlicher Fall."

Der Zug war auf dem Weg aus dem nordrhein-westfälischen Emmerich nach Passau. In einer Rechtskurve unmittelbar hinter dem Bahnhof Lorch sprangen die Waggons aus den Schienen. Fremdeinwirkungen wurden nach ersten Ermittlungen ausgeschlossen. Das Eisenbahnbundesamt in Bonn analysiert den Unfall seitdem.

"Die Ermittlungen der Eisenbahn-Unfalluntersuchungsstelle des Bundes laufen noch", berichtet Moritz Huckebrink vom Eisenbahnbundesamt. "Der Fokus der Untersuchungen liegt derzeit auf dem Fahrweg und den Fahrzeugen beziehungsweise dem Zusammenspiel beider Komponenten." Zurzeit stünden diverse Untersuchungen und Berechnungen aus - es ist offen, wann diese abgeschlossen sind. Erst danach kann die Bundespolizei in Absprache mit der Staatsanwaltschaft eine strafrechtliche Prüfung des Unfalls vornehme.

Es besteht der Verdacht eines fahrlässigen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr. Vorsatz scheint laut Bundespolizei ausgeschlossen zu sein. Bis das Eisenbahnbundesamt seine Ermittlungen abgeschlossen hat, kann es noch Monate dauern. Bislang sind die Fragen, die gerade Gerhard Heller als Berater der Bürgerinitiativen aufgeworfen hat, unbeantwortet. Denn aus Sicht des Experten ist kaum zu erklären, weshalb der Zug nach der Entgleisung noch "15 Kilometer lang weiter durch die Lande gefahren ist. Meiner Erkenntnis nach hat es das zuvor in Deutschland noch nie gegeben."

Wenn der Waggon eines mehrere Hundert Meter langen Zuges entgleist, muss der Lokführer davon kaum etwas mitbekommen, erklärt Heller. Aus diesem Grund gibt es technische Vorkehrungen, die den Zug stoppen sollen. Einerseits ist am Waggon ein Bremsschlauch, der üblicherweise reißt, sobald der Waggon aus dem Gleis springt. Dadurch fehlt die nötige Druckluft, um die Bremsen offen zu halten - sie greifen dann.

Da der in Lorch entgleiste Zug unbeladen war und besonders leichte Autowaggons hatte, blieben die Bremsschläuche offensichtlich intakt. Andererseits sollte es an der 2012 nach EU-Vorgaben modernisierten TEN-Strecke Genua-Amsterdam auch im Mittelrheintal eine weitere entscheidende Möglichkeit zum automatischen Stoppen des Zuges geben: Die sogenannte Achszähleinrichtung hätte beim Verlassen des Bahnhofs Assmannshausen laut Experten ergeben müssen, dass es diesmal eine Differenz gab und sich nicht die gleiche Anzahl an Achsen auf dem Gleis befand wie zuvor. Diese Differenz wird per Computer an ein zentrales Stellwerk übermittelt.

Irgendetwas in der technischen Sicherheitsschlaufe kann aber nicht funktioniert haben am 9. Juni, sind sich Fachleute sicher. Denn laut Bundespolizei ist die Fahrtdienstleitung in Frankfurt per Computer auf die Entgleisung aufmerksam geworden, ein Nothalt wurde dadurch in Rüdesheim veranlasst. Bahnkenner sagen jedoch, dass in Assmannshausen normalerweise ein Schrankenwärter hätte anwesend sein müssen, dem die Unregelmäßigkeit am Zug wohl aufgefallen wäre. Der entgleiste Zug sei allerdings "über Weichen, Schranken und Bahnanlagen drübergerauscht". Die Schäden am Gleis, Gleisbett und Oberleitung waren immens, zudem riss zwischen Lorch und Assmannshausen eine Unzahl an Schwellen. Für kritische Beobachter stellt sich jetzt die Frage, ob die Bahn bei der Modernisierung der Strecke alle sicherheitsrelevanten Gegebenheiten beachtet hat.

"Die Bahnlinien im Rheintal beziehungsweise im Welterbe Oberes Mittelrheintal weisen mindestens ein Ereignis von höchster Gefährdung pro Jahr auf", schreibt Heller in einer Analyse für die Bürgerinitiativen. Er sieht "ein Gefährdungspotenzial, das auf keiner anderen deutschen Bahnstrecke erreicht wird". Abseits der Lärmdiskussion ergibt sich damit eine andere Frage: Sind Unfälle wie jener von Lorch Unglückssituationen, die nicht vorhersehbar sind? Oder werden sie durch Rationalisierungsmaßnahmen der Bahn begünstigt?

Der Unfallzeitpunkt war ein besonderer Glücksfall

An einem Sonntagmorgen gegen 5.30 Uhr sind im Wochenvergleich nur wenige Menschen unterwegs. Wohl dadurch entstand durch den Unfall nur Sachschaden. An einem anderen Tag, an dem morgens Arbeitnehmer zur Frühschicht, Zeitungsausträger oder Kinder unterwegs sind, hätte es anders ausgehen können, ist sich nicht nur Willi Pusch von der Bürgerinitiative im Mittelrheintal gegen Umweltschäden durch die Bahn sicher. Denn durch die Entgleisung wurden kilometerlang massiv Schottersteine aus dem Gleisbett geschleudert und auch weit abseits der Bahnstrecke verteilt. Eine Reihe Autos wurde nahe Assmannhausen durch herumfliegende Steine beschädigt. Die parallel zur Bahnlinie verlaufende B 42 war auf einer langen Strecke regelrecht mit Schottersteinen übersät. Die Rede ist von einer "Schotterwolke".

Entgleisungen im Welterbe-Tal sind keine Seltenheit. Aber in diesem Fall ist die öffentliche Sicherheit und insbesondere die B 42 akut gefährdet worden, erklären Experten - und fordern Aufklärung sowie Konsequenzen. Denn bei einem vergleichbaren Vorgang auf der Straße würden die zuständigen Behörden und Landesregierungen schadens- und verkehrsrechtliche Konsequenzen gegenüber dem Verursacher fordern.

Laut Konsulent Heller gibt es bis heute aber keine offiziellen Stellungnahmen. Auch der Verkehrsausschuss des Bundestages ist über den Unfall informiert. Ob dies die Betriebssicherheit der Bahnstrecken am Mittelrhein erhöht, ist völlig offen.

Sechs Häuser müssen weichen: Simmerner Stadtmauer wird jetzt freigelegt

$
0
0

Von unserem Redakteur Markus Lorenz

Ziel ist eine Rekonstruktion des mindestens 500 Jahre alten Schutzgemäuers, wie es auf dem Holzschnitt von Sebastian Münster (um 1555) oder dem Kupferstich von Matthäus Merian (ca. 1645) zu sehen ist. Die Stadtmauer soll als historische Bausubstanz der Nachwelt erhalten bleiben. Außerdem wird sie vom alten Rathaus bis zur vor einigen Jahren restaurierten Bastion vollständig begehbar und damit "erlebbar" sein. Die Stadt wandelt damit auf ihren historischen Spuren und erhofft sich nicht zuletzt eine touristische Aufwertung.

Schon unter Bürgermeister Manfred Faust begann die Stadt, in der Mühlengasse alte Häuser aufzukaufen. Hinter ihnen ist die Stadtmauer noch komplett erhalten, teilweise sind die Häuser daran angebaut. Auch unter Bürgermeister Andreas Nikolay wurden von der Stadt weitere Häuser gekauft. Mittlerweile ist eine ganze Zeile - von Hausnummer 2 bis 12 - in städtischem Besitz. 180 000 Euro musste der Kämmerer dafür locker machen. Weitere 88 000 Euro sind für den nun beginnenden Abriss dieser Häuser eingeplant. Für die Rekonstruktion der Stadtmauer unter Federführung des Kastellauner Architekten Bernd König stehen weitere 350 000 Euro bereit, wovon 140 000 Euro als Fördermittel aus dem europäischen Leader-Programm fließen.

Bis einschließlich Freitag ist die Mühlengasse erst einmal für den Verkehr gesperrt. In dieser Zeit werden die Gas- und Wasseranschlüsse von den Abrisshäusern getrennt. Dazu wird auch der Straßenbelag aufgebrochen.

Die Arbeiten dauern mindestens vier Wochen

Ab dem 23. September wird die Mühlengasse dann erneut komplett gesperrt - für mindestens vier Wochen. An diesem Termin beginnen die eigentlichen Abrissarbeiten. Der Innenbereich der Häuser wird entkernt, dann rollen die Bagger an. Um die Anlieger so weit wie möglich zu entlasten, wird der Bauschutt über die Koblenzer Straße entsorgt. Dennoch weiß natürlich auch Bürgermeister Nikolay, dass Lärm und Staub die Anwohner belasten werden. "Dafür kann ich nur um Nachsicht und Verständnis bitten. Wir haben die Bewohner der Mühlengasse, des Felsenwegs und der Michael-Felke-Straße in einem Schreiben über die anstehenden Arbeiten informiert."

Wenn die Häuser abgerissen sind, wird Architekt König die Stadtmauer in Augenschein nehmen und eine Bestandsaufnahme machen, um die Sanierungsarbeiten planen zu können. "Bislang weiß keiner genau, wie ihr Zustand ist, weil die Häuser davor gestanden haben", führt Nikolay aus. "Das wird erst einmal kein schöner Anblick sein. An vielen Stellen gibt es bereits Abbrüche. Deshalb muss die Mauer auch dringend rekonstruiert werden, ihre Standfestigkeit ist nicht mehr gewährleistet."

Einigkeit bei Stadtrat und Bürgermeister

Die eigentlichen Sanierungsarbeiten werden im kommenden Jahr über die Bühne gehen. Ende 2014 soll die dann begehbare Stadtmauer fertiggestellt sein, wenn nicht noch irgendwo eine böse Überraschung lauert. Denn mit alten Gemäuern hat die Stadt - siehe Stephanskirche - in der jüngeren Vergangenheit so ihre Erfahrungen gemacht. "Die Kerngeschichte Simmerns ist die einer Herzogstadt", betont Nikolay, "ich freue mich darauf, dass wir nun einen Teil unseres mittelalterlichen Stadtbildes zurückbekommen, vor allem weil Teile der Stadtmauer ja durchaus noch vorhanden sind. In dieser Sache herrscht auch im Stadtrat absolute Einigkeit."

Boppard: Stadt wehrt sich gegen Vorwürfe der Feuerwehr

$
0
0

Von unserem Redakteur Wolfgang Wendling

"Wir sehen die Sicherheit der Einsatzkräfte und der Bürger gefährdet durch teilweise nicht mehr zeitgemäße Ausrüstung, überalterte Fahrzeuge und nicht normgerechte (...) Unterbringung der Feuerwehrangehörigen", heißt es im Schreiben. Die Wehrführung weist auf einen Investitionsstau hin. Das Durchschnittsalter der 19 Fahrzeuge liege bei 20 Jahren. "Für uns ist jetzt der Punkt gekommen, wo die Schmerzgrenze der Belastbarkeit der Ehrenamtlichen erreicht ist", heißt es weiter.

BfB-Stadtratsmitglied Joachim Brockamp, zugleich auch ehemaliger Wehrleiter, kann diese Kritik nicht nachvollziehen und wittert Wahlkampf für die CDU. Die Kürzungen im neuen Haushalt seien auf jenes Maß reduziert, das die Stadt Boppard 2013 noch umsetzen könne. Brockamp wirft der Wehrleitung vor, sie habe Fahrzeuge mitgezählt, die zwar vorhanden sind, aber für die die Stadt gar nicht zuständig ist, weil sie längst ausgemustert sind oder im Organisationsplan der Stadt Boppard gar nicht vorkommen. So kommt er auf 16 Fahrzeuge mit einem Durchschnittsalter von 16,56 Jahren. "Das ist im Bundesdurchschnitt oberste Liga", lautet sein Fazit.

Die Wehrleitung beklagt sich darüber, dass der Löschzug Buchholz in diesem Jahr keinen neuen Rettungssatz erhält. Dieser Rettungssatz aus Schere, Spreizer mitsamt Zubehör war im ersten Haushaltsentwurf 2013 mit 25 000 Euro veranschlagt. Jetzt ist er dem Rotstift zum Opfer gefallen. Brockamp sieht darin kein Problem, da der zehn Jahre alte Rettungssatz noch hundertprozentig einsatzfähig sei und seine volle Leistung bringe.

Streit gibt es um das Königs-Fahrzeug der Feuerwehr, die Drehleiter mit Korb (DLK 23/12). Das Bopparder Hubrettungsfahrzeug stammt aus dem Jahr 1985 und ist laut Aussage der Feuerwehr nur noch eingeschränkt einsatzfähig. Seit Jahren steht eine Neuanschaffung der Drehleiter auf der politischen Agenda. Sie scheiterte stets an den hohen Kosten von 583 000 Euro. Im ersten Haushaltsplanentwurf war die Neuanschaffung durch eine Verpflichtungsermächtigung (VE) für 2014 fest kalkuliert. Wie alle anderen Verpflichtungsermächtigungen ist auch diese VE nun entfallen.

Aus Sicht von CDU-Fraktionssprecher Ludwig Höffling kann die Neuanschaffung nur angegangen werden, wenn eine VE im Etat eingestellt ist. Brockamp widerspricht dem: Da die Drehleiter in diesem Jahr wegen der Enge der Zeit nicht mehr ausgeschrieben und bestellt werden könne, sei es nur logisch, die Mittel für das Fahrzeug im Haushalt 2014 erneut anzusetzen.

Beigeordneter Bengart betont, dass Boppard nach wie vor für den Brandschutz viel Geld ausgebe - mehr als fast alle anderen Gebietskörperschaften im Kreis. Die 733 510 Euro im Haushaltsplan könnten sich im landesweiten Vergleich durchaus sehen lassen. Bengart verweist auf die Investition von 317 800 Euro für das neue Tanklöschfahrzeug (TLF 3000). 2012 habe Boppard 43 000 Euro in die persönliche Schutzausrüstung der Aktiven investiert. "Wir sind uns unserer Verantwortung gegenüber den Bürgern bewusst und werden auch künftig alles Erforderliche für die Sicherheit in der Stadt Boppard unternehmen", macht Bengart deutlich.

Frankweiler: Alte Dorflinde muss gefällt werden

$
0
0

Von unserem Reporter Werner Dupuis

Unaufhaltsam frisst sich der gefürchtete Baumschädling in das Holz und sorgt dafür, dass der Baum seine Stand- und Bruchsicherheit verliert. Die Mitglieder der Bürgergruppe "Pro Linde", die sich energisch für seine Erhaltung einsetzten, akzeptieren schweren Herzens die Expertise der Gutachterin.

Aufgeschreckt waren viele Dorfbewohner, als ihr Pastor Benno Wiederstein verkündete, dass der rund drei Meter über der Dorfstraße stehenden Laubbaum gefällt werden soll. Da er auf kirchlichem Grund steht, trägt auch die Kirchengemeinde die Verantwortung dafür. Aufgeschreckt von Unfällen mit alten Bäumen hatte sie im Frühjahr einen hiesigen Baumkontrolleur beauftragt, die Linde in Augenschein zu nehmen. Dieser empfahl damals schon die Fällung.

Doch dieses "Todesurteil" für ihren geliebten Baum, der sie zeitlebens begleitete, wollten etliche Frankweilerer nicht akzeptierten. Sie forderten ein wissenschaftlich fundiertes Gutachten. Gemeinsam mit der Kreisgruppe vom Bund Natur und Umweltschutz (BUND) beauftragten sie die renommierte, in Luxemburg lebende Baumsachverständige Dr. Julia Engels.

Rein optisch bescheinigte sie dem 15 Meter hohen Gehölz einen guten Eindruck. Direkt ins Auge fielen ihr aber auch diverse Symptome, zahlreiche Kronensicherungen mit Stahlseilen - vermutlich aus den 50er-Jahren - einige abgestorbene Äste und mehrere große, zum Teil ausgemauerte Löcher im 2,5 Meter dicken Stamm. Und am Wurzelstock entdeckte sie Fruchtkörper des todbringenden Brandkrustenpilzes.

Mit einem Tomograf, der speziell für die Untersuchung von Bäumen und Hölzern entwickelt wurde, wurden Impulse in den Stamm geschickt. Sensoren registrieren alle holzanatomischen Veränderungen wie Fäule, Risse, lokale Störungen und unterschiedliche Feuchtigkeit im Stamm. Via Computer werden diese Daten ausgewertet. Mit einer zweiten Messmethode überprüfte die Gutachterin die Ausbreitung des Wurzelwerks.

Um das Ergebnis der Schalltomografie zu verifizieren, bediente sie sich zusätzlich eines Resistografen. Dabei wird eine 45 Zentimeter lange Bohrnadel in Stamm oder Äste getrieben und Strom ins Innere geleitet. Von der Menge der verbrauchten elektrischen Energie ist abzuleiten, ob das untersuchte Holz gesund ist.

Alle Untersuchungen zeigten, dass im Inneren des Wurzelstocks eine weitreichende Fäule vorliegt. Verantwortlich dafür ist der Brandkrustenpilz, der sich flächig in alle Richtungen ausbreitet. Durch die Holzzersetzung weisen die stabilsten Baumbereiche der uralten Linde nur noch fünf bis zehn Zentimeter starke Holzanteile auf.

Damit liegt der Anteil an gesundem Holz im Gesamtquerschnitt des Baumstamms bei maximal vier bis acht Prozent. Tolerierbar sind bei alten, nicht mehr in die Höhe wachsenden und sehr dicken Bäumen mindestens zehn Prozent. Erschwerend kommt hinzu, dass der Pilz bis in die Außenbereiche des Stammquerschnitts durchgewachsen ist. Das von der Sachverständigen verfasste Gutachten stellte deshalb fest, dass die Linde erhöht bruchgefährdet ist.

Ein extremer Schnitt, bei dem alle Äste bis auf eine Höhe von fünf Metern gekürzt werden, stellt für Expertin Engels keine Lösung des Problems dar. Der gekappte Stamm würde sich zwar innerhalb relativ kurzer Zeit wieder begrünen. Dieser Eingriff bewirkt aber nicht eine Eindämmung der Holzzersetzung im Bauminneren, sondern im Gegenteil. Der Prozess wird verstärkt, weil der Baum durch den radikalen Eingriff stark geschwächt wird.

Trotz aller Bemühungen würde der sich in Richtung Straße und Kriegerdenkmal neigende Reststamm unverändert bruchgefährdet sein. Nach Abwägung aller Argumente könne aus gutachterlicher Sicht nur die Fällung empfohlen werden, lautete das abschließende Urteil. Auf einen genauen Termin dazu wollte sich Pastor Wiederstein bisher nicht festlegen. In Absprache mit dem Verwaltungsrat rechnet er noch im September damit.

Traurig und betroffen reagierten die Mitglieder der Initiative zur Rettung der Linde. "Schweren Herzens akzeptieren wir das von uns initiierte Gutachten", sagte ihre Sprecherin Christiane Behre. Kritik übt sie gegenüber der Kirchengemeinde. "Wir hätten uns von ihr mehr Transparenz, einen offenen Dialog und mehr Respekt vor der Natur gewünscht." Als kleinen Trost und als Geste gegenüber nachfolgenden Generationen wünscht sie sich, dass möglichst schnell eine neue Linde an der Kirche gepflanzt wird.

Ärger mit der Telekom: Dichtelbacher nach Blitzeinschlag wochenlang ohne Telefon

$
0
0

Von unserem Redakteur Ingo Lips

"Die Informationspolitik der Telekom war einfach miserabel", sagt Rosemarie Schesack enttäuscht. Gerade in den ersten beiden Wochen habe man ihr und vielen Kunden in Dichtelbach fast täglich schnelle Abhilfe versprochen, doch passiert sei dann nichts. Für sie hatte die Störung empfindliche Auswirkungen. Da der Hausnotruf ihrer pflegebedürftigen Schwiegermutter bis Montag dieser Woche tot war, konnten sie und ihr Mann sich kaum wegbewegen. Üblicherweise vermittelt das Alarmsystem Sicherheit.

Im Notfall reicht dann der 85-Jährigen ein Knopfdruck an einem Gerät am Handgelenk, um ein Signal auszulösen, das einen Anruf in Gang setzt. Doch dieser Weg war nun über Wochen verbaut. Es entstand ein erhöhter Betreuungsaufwand, die Alternative zur nicht mehr gewährleisteten ständigen Erreichbarkeit bedeutete fast permanente Präsenzpflicht.

Besonders hart traf es auch Firmen und Gewerbetreibende ohne Fax, Internet und Telefon. Deren Nerven wurden auf eine harte Probe gestellt, wie Martin Huhn zu berichten weiß. Ihm leuchtet immer noch nicht ein, dass die Folgen eines Blitzeinschlags über fünf Wochen hinweg nicht komplett zu beheben sind.

Telekom-Sprecher André Hofmann äußert Verständnis für die Verärgerung der Kunden, unterstreicht aber, dass es sich um eine "komplexe Störung" handelte, die der Blitzeinschlag verursacht habe. Da nicht klar war, an welcher Stelle genau das Hauptkabel beeinträchtigt war, blieb nichts anderes übrig, als Stück für Stück nachzumessen und zu entstören. Dafür musste das Kabel auf einer Strecke von dreieinhalb Kilometern aufgegraben und an 20 Schadstellen repariert werden.

Nur eine Handvoll Kunden ist nach den Informationen Hofmanns derzeit noch nicht am Netz. Während das Problem am Hauptkabel behoben sei, werde die Ursache für deren technische Beeinträchtigung nun untersucht. "Wir werden noch ein paar Tage brauchen, bis alle wieder dran sind", sagt Hofmann. Konkrete Versprechungen will er aber nicht machen.

Bleibt die Frage, ob Kunden einen durch den Ausfall ihres Telefons begründeten Schaden ersetzt bekommen. "Das ist schwierig", sagt Hofmann. Voraussetzung sei, dass der Kunde die Störung gemeldet habe. Der Schaden muss belegt werden. Am Ende steht dann immer eine Einzelfallprüfung.

Wohnen im Alter: Külzer Senioren-WG ist ein Vorzeigeprojekt

$
0
0

Von unserer Redakteurin Martina Koch

Bereits seit Jahren beschäftigt sich eine eigene lokale Projektgruppe mit den sozialen Strukturen in der Gemeinde, erklärte Bürgermeister Aloys Schneider. Ihr Ziel: die solidarische und lebendige Dorfgemeinschaft zu fördern. Die Eröffnung einer Wohngemeinschaft für hilfs- und pflegebedürftige Menschen ist ein wichtiger Baustein dieses Vorhabens: "Wir wollten ein Angebot schaffen, damit diejenigen, die sich nicht mehr allein versorgen können, nicht aus der Dorfgemeinschaft ausgeschlossen werden, sondern in der Gemeinde betreut werden", sagte Schneider.

Dafür stehen auf dem Grundstück des Külzer Unternehmers Peter Wust jetzt sechs je etwa 30 Quadratmeter große Apartments zur Verfügung. Das geräumige, vom Gödenrother Architekten Michael Weinand für die Bedürfnisse älterer und pflegebedürftiger Menschen ausgebaute Haus steht direkt neben dem überregional bekannten Geschäft Wust Jeanswear an der Külzer Hauptstraße. Dahinter liegt ein Garten, der an den beliebten Schinderhannesradweg grenzt und zu einem Treffpunkt für die Menschen im Dorf werden soll.

"Wenn andere sich so engagieren würden wie die Külzer, wären viele Probleme gelöst", lobte Ministerpräsidentin Malu Dreyer die Eigeninitiative der Dorfgemeinschaft. Den Külzer um Ortschef Aloys Schneider gelinge es vorbildlich, Konzepte für den sozialen und ökologischen Wandel mit Leben zu füllen. Dabei verstünden sie es nicht nur besonders gut, ihre eigene Dorfgemeinschaft zu gestalten, sondern auch mit den richtigen Ansprechpartnern in Kontakt zu treten.

Für den seniorengerechten Umbau des Wohnhauses konnten die Külzer deshalb auf zusätzliche Mittel des Bundes und der EU zählen. Im Rahmen des EU-Förderprogramms "Leader" flossen Gelder nach Külz. Auch das Bundesfamilienministerium unterstützte das Projekt. "Hier ist etwas ganz Besonderes gelungen: Menschen die Chance auf ein selbstbestimmtes Leben zu geben", lobte der zuständige Staatssekretär Lutz Stroppe die Hunsrücker.

Dass die Menschen im Kreis Wert darauf legen, ihren Lebensabend in ihrem gewohnten sozialen Umfeld zu verleben, habe der Kreis bereits in einer Umfrage im Rahmen des Altenpflegebedarfsplans aus dem Jahr 1998 festgestellt, an der sich 1250 Menschen beteiligten, erklärte Landrat Bertram Fleck. Projekte wie die Külzer Seniorenwohngemeinschaft zeigten, welche Kraft gerade auch in den kleinen Gemeinden des Landkreises schlummert.

Wenn die letzten Arbeiten am Innenausbau beendet sind, ziehen zunächst drei Senioren mit ihren persönlichen Möbeln in die neue Wohngemeinschaft ein. "Das ist gut so, damit wir flexibel bleiben", erklärt Bürgermeister Schneider. Die weiteren Plätze können dann nach und nach an ältere und pflegebedürftige Menschen vergeben werden - unter einer Bedingung: "Interessenten müssen schon einen Bezug zum Ort haben", betont der Bauherr Peter Wust.


Windkraft im Hunsrück: Gegner protestieren, Freunde feiern

$
0
0

22 Bürgerinitiativen aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland werden am Samstagvormittag im Schloss den Verein "Bündnis Energiewende für Mensch und Natur" gründen. Aus dem Rhein-Hunsrück-Kreis ist die Initiative Windkraftfreier Soonwald an dem Akt beteiligt. Sie wird auch im Vorstand vertreten sein. Im Anschluss findet ab 12.30 Uhr eine gemeinsame Kundgebung auf dem Schlossplatz statt.

Motto: "Das Maß ist voll!"

Der Grundstock zum Schulterschluss der 22 Bürgerinitiativen wurde Anfang März bei einem ersten Treffen in Simmern gelegt, wie die BI Windkraftfreier Soonwald in einer Presseerklärung mitteilt. Die Vereinsgründung sei ein weiterer Schritt, die Kräfte zu bündeln und sich gemeinsam für eine gesteuerte und maßvolle Energiewende "mit Sinn und Verstand" auszusprechen.

Das länderübergreifende Bündnis fordert die Landesregierungen auf, die nach ihrer Meinung "gänzlich außer Kontrolle geratene" und "aus dem Ruder gelaufene" Umsetzung der Energiewende in Rheinland-Pfalz und im Saarland unverzüglich zu stoppen. Vor allem mit Blick auf den Hunsrück kommt das Bündnis zu dem Schuss: "Windkraft - So nicht!" Deshalb lautet das Motto der Kundgebung am Samstag: "Das Maß ist voll! Stoppt den Windradwahnsinn! Bürger wehrt Euch!"

Für Vereinsgründung und Protestaktion sei bewusst Simmern gewählt worden, da der Hunsrück mittlerweile landes- und bundesweit als Beispiel herangezogen werde, wie die Energiewende nicht stattfinden sollte. Hier sei die Zerstörung von Heimat und Naturerbe am weitesten fortgeschritten.

Mehrere Redner werden bei der Kundgebung auf dem Schlossplatz die Anliegen des neuen Bündnisses verdeutlichen und auf die Problemstellungen in den Regionen eingehen. Von den Bürgern, die mit einer Verspargelung nicht einverstanden seien, erwarte man eine "Abstimmung mit den Füßen".

Viele Besucher erhofft sich auch der Wörrstädter Projektentwickler Juwi. Als Veranstalter feiert er am Sonntag zwischen 11 und 17 Uhr in der Nähe des Hochsteinchens die Einweihung des Windparks Ellern-Seibersbach-Dörrebach. Dort werden die letzten von insgesamt 16 Windkraftanalgen vom Typ E 101 und E 126 in Betrieb genommen. Die größten Windräder erreichen eine Höhe von fast 200 Metern und leisten bis zu 7,5 Megawatt. Bei Volllast produziert der Windpark in nur einer Stunde so viel Strom, wie 20 Dreipersonenhaushalte im Jahr benötigen.

Diskussion mit Fleck und Tuldi

Um 11.50 Uhr startet eine Podiumsdiskussion mit Jochen Magerfleisch vom Vorstand der Juwi-Gruppe, Landtagspräsident Joachim Mertes (SPD), Landrat Bertram Fleck (CDU), Ellerns Ortsbürgermeister Dietmar Tuldi (SPD), Geschäftsführerin Birgit Cserny vom Verbund, einem österreichischen Stromunternehmen sowie dem Simmerner Forstamtsleiter Uwe Schikorr.

Die Besucher erwartet im Anschluss ein buntes Programm mit Tanzdarbietungen, Musik und Energieparcours. Vereine aus der Region sorgen für Speisen und Getränke. Höhepunkt wird eine Höhenrettungsübung der Bopparder Feuerwehr sein. Außerdem besteht die Möglichkeit zur Besichtigung einer nahen Windkraftanlage, allerdings ohne deren Besteigung.

Wer mit dem Auto anreist, kann sein Fahrzeug auf zwei Parkplätzen an der L 239 (Ellern - Spabrücken) abstellen. Ab der Ellerner Soonwaldhalle und von den beiden ausgewiesenen Parkplätzen aus verkehren Shuttle-Busse zum Festgelände.

Ausstellung zum Film in Simmern: "Die andere Heimat" kommt ins Museum

$
0
0

Von unserem Redakteur Volker Boch

Aber als Schellack fertig ist, glänzt ihm das Ergebnis entgegen. Es ist eine auf Tapete gebannte und technisch hervorragende stimmungsvolle Reproduktion eines Fotos der Simmerner Fotografin Petra Stüning - der Blick auf die Häuserkulisse von Gehlweiler während der Dreharbeiten von "Die andere Heimat". Ein echter Hingucker.

Düstere, aber auch verheißungsvolle Aussichten

Der Himmel prangt düster, aber zugleich verheißungsvoll über dem Auswanderungsdorf. Auf 3,50 mal 7 Metern ist eine intensive, stimmungsvolle Kulisse im Hunsrück-Museum entstanden, die der perfekte Empfang für die Besucher der Sonderausstellung zur "anderen Heimat" ist. Parallel zur Filmvorführung wird es im Simmerner Schloss am 28. September auch eine weitere Reitz-Premiere im Museum geben.

Die Ausstellung zur Weltpremiere ist ein wichtiger Baustein im Konzept des Simmerner Organisationsteams, das den 28. September vorbereitet. Je nach Witterung werden mehrere Tausend Premierengäste in der Stadt erwartet. Nicht alle werden einen der insgesamt 1600 Plätze im Kino und in der Hunsrückhalle bekommen können, aber zum einen werden die geladenen Gäste allein durch die jeweils rund vierstündige Dauer der beiden Filmvorführungen lange in der Stadt sein. Zum anderen sollen sich viele Gäste aus der Region vom Premierentag angesprochen fühlen und nach Simmern kommen, auch wenn sie "Die andere Heimat" erst ab dem folgenden Tag im Pro-Winzkino ansehen können.

"Wir haben für jeden etwas, der sich mit Heimat und mit Edgar Reitz beschäftigt", verspricht Stadtbürgermeister Andreas Nikolay. Dafür hat Fritz Schellack unter anderem diese zehn ganz besonderen Tapetenbahnen geklebt. "Die Idee ist", erklärt der Museumsleiter, "dass diejenigen, die den Film am 28. September sehen dürfen, sich in der Ausstellung daran erinnert fühlen - und dass diejenigen, die keine Karte bekommen konnten, einen Eindruck davon erhalten, worum es geht."

Der Museumsleiter hat mit viel Hingabe und großem Erfolg bereits dazu beigetragen, dass Edgar Reitz einen Film wunderbarer Bilder und erzählerischer Tiefe gedreht hat, der auch historisch den Gegebenheiten um 1850 auf dem Hunsrück entspricht. "Die Trachten damals waren nicht so bunt, wie man sie sich heute vorstellt", erklärt Schellack beim Rundgang durch die bereits in Großteilen aufgebaute Ausstellung. "Die Menschen haben auch auf dem Hunsrück das getragen, was es als Industrieware damals auf den Märkten zu kaufen gab. Gute Sachen sind aufgetragen worden, bis sie kaputt waren."

Auch andere Details der Zeit der Auswanderung mussten für den Film auf den (armen) Hunsrück übertragen werden. "Der Gedanke, dass die Dacheindeckungen auf dem Hunsrück damals aus Schiefer waren, stimmte nicht", sagt Schellack. "Das Material war Stroh."

Solche wichtigen inhaltlichen Fragen hat er für den Film mitbeantwortet und beispielsweise mit Leihgaben aus dem Museum auch dafür gesorgt, dass Tisch, Stühle und ein Bauernschrank, die im Film zu sehen sind, in die Zeit passen, in der "Die andere Heimat" spielt. So entsprechen Beerdigungs- und Alltagsszenen jenen aus der Zeit um 1850.

Darstellung der historischen Verhältnisse ist gut gelungen

Schellack hat sich darüber gefreut, dass er in den ersten Kritiken zum Film lesen konnte, dass insbesondere die Darstellung der Zeit sehr präzise gelungen ist. "Das ehrt mich mit", sagt er lächelnd, während er in der gut 180 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche steht, die um das Thema des Films, Fragen der harten Lebensbedingungen und schwierigen Ernährungssituation sowie natürlich auch um Edgar Reitz gestaltet wird.

Von den Geschichten aus den Hunsrückdörfern über die "Heimat"-Trilogie bis zur "anderen Heimat" tritt der Besucher visuell mit dem Regisseur in Kontakt - von Originalen des 2010 verstorbenen Trierer Plakatmalers Willi Laschet, Filmszenen, Requisiten bis hin zu Überraschungen und besonderen Leihgaben. Bei der feierlichen Eröffnung der Ausstellung am 28. September kann sich der Gast ein Bild davon machen, wie es in "Die andere Heimat" aussieht und was den Werdegang von Edgar Reitz bis zu diesem Film geprägt hat.

Die Ausstellung im Hunsrück-Museum wird am Samstag, 28. September, um 17 Uhr feierlich mit Edgar Reitz eröffnet. Das Museum ist an diesem Tag um 10 Uhr und bis 21 Uhr geöffnet.

Feuer und viel Qualm: Nächtlicher Einsatz im Gartenhaus

$
0
0

Kurz vor halb zwei Uhr heulten am frühen Samstagmorgen die Sirenen. Die Feuerwehren rückten nach Niedersohren aus, wo ein Gartenhaus im Neubaugebiet am südlichen Dorfrand in Flammen stand. Die Hütte war nicht mehr zu retten, doch die umliegenden Wehren, darunter auch Sohren-Büchenbeuren, schafften es, die Flammen vom bedrohlich nahen Wohnhaus fern zu halten.

Teilweise blickten die Feuerwehrleute in eine Wand aus beißendem Qualm und hielten mit ihren Wasserschläuchen drauf. Mit schwerem Atemschutz ausgerüstet drangen die Einsatzkräfte auch ins Innere der Hütte vor. Schnell hatte die Feuerwehr den Gartenhausbrand unter Kontrolle. Die Drehleiter und weitere Einsatzkräfte, auch vom DRK, die bereit standen, mussten nicht mehr eingreifen. Über die Brandursache ist noch nichts bekannt. tor

Windkraft: Gegner gründen Bündnis in Simmern

$
0
0

Von unserem Redakteur Markus Lorenz

Der formale Gründungsakt fand im Foyer des Schlosses statt. Fünf weitere BIs haben ihr grundsätzliches Interesse an einer Mitgliedschaft bekundet, erschienen allerdings nicht zur Versammlung oder hatten noch keine entsprechenden Beschlüsse gefasst.

Mit dem neuen Dachverband wollen die Initiativen ihren Protest gegen die zunehmende Verspargelung im Land bündeln. Das Motto der Kundgebung lautete deshalb: "Das Maß ist voll! Stoppt den Windradwahnsinn! Bürger wehrt Euch!" Das Bündnis möchte in Zukunft als eine starke Stimme in Mainz Gehör finden. Denn in erster Linie richtet sich der Widerstand gegen die aus Sicht der BIs komplett ungeordnete und rücksichtlose Umsetzung der Energiewende. Diese sei gänzlich außer Kontrolle geraten und aus dem Ruder gelaufen.

Doch bevor sie ihrem Unmut Luft machen konnten, mussten die Vertreter der BIs erst einmal die Formalien abarbeiten. Unter der Leitung von Monika Haager (BI Windkraftfreier Soonwald) wurde die Satzung verabschiedet und Mitgliedsbeiträge festgelegt. Auch Kassenwart, Schriftführer und Beisitzer mussten gewählt werden. Zu ihrem Vorsitzenden ernannten die BI-Vertreter einstimmig Uwe Anhäuser von der BI Kyrbach-Idarbach.

Der richtete gleich forsche Töne in Richtung Mainz. Die Grünen entpuppten sich mehr denn je als "Totengräber der Natur". Vor allem Wirtschaftsministerin Eveline Lemke und Umweltministerin Ulrike Höfken bekamen ihr Fett ab. Wenn ihre Namen genannt wurden, gab es Buhrufe und Pfiffe. "Wir sehen uns nicht als schwarzer Wahlverein, wie unlängst ein Grüner behauptet hat", unterstrich Anhäuser. "Das ist völliger Unsinn. Wir sind auch nicht gegen erneuerbare Energien. Aber die Art und Weise, wie die Energiewende bei uns im Land umgesetzt wird, schadet Mensch und Umwelt gleichermaßen. Mit dem Landesentwicklungsprogramm (LEP) IV wurde der Naturschutz praktisch abgeschafft. Unsere Einwände werden nicht berücksichtigt. Von Bürgernähe und Bürgerbeteiligung ist nichts zu spüren."

Im Gegenteil: Mit ihrer Politik hätten Lemke, Höfken und "ihre Helfershelfer" die Bevölkerung gespalten und Unfrieden in die Gemeinden gebracht, erklärte Anhäuser.

Nach dem Gründungsakt kamen Vertreter der BIs auf dem Schlossplatz zu Wort. Aus Gangloff, Fürfeld, dem Bocksrück im Donnersbergkreis, dem Siegtal und der Vulkaneifel waren sie auf den Hunsrück gereist, wo die Landschaft zerstört und industriell ausgebeutet werde. "Wir sind mittlerweile bundes- und landesweit als Negativbeispiel bekannt, wie die Energiewende nicht stattfinden sollte", erklärte Sylke Müller-Althauser von der BI Windkraftfreier Soonwald. "Hier stehen Gruppen zusammen, die ohne den Windkraftwahn nie zueinander gefunden hätten", betonte Uwe Anhäuser. "Man wird mit uns noch zu rechnen haben."

Rund 400 Windkraftgegner hatten sich zu der Kundgebung auf dem Schlossplatz versammelt. Mit Transparenten, Trillerpfeifen und stimmgewaltig zogen sie zum Abschluss durch die Innenstadt bis zum Schinderhannesturm. Auch dabei blieb alles friedlich.

Traditionsfest: Oberweseler Weinmarkt bewahrt seinen Charme

$
0
0

Von unserer Redakteurin Martina Koch

Ihre Eltern und Großeltern lassen sich derweil das erste Gläschen Wein oder Winzersekt schmecken. Zur Eröffnung am Freitagabend präsentierte sich der Weinmarkt in Oberwesel als herbstliches Bilderbuchidyll.

So gemütlich ging es an diesem Wochenende freilich nicht immer zu, schließlich empfängt die kleine Stadt am Mittelrhein zum Weinmarkt mit Rhein in Flammen jährlich bis zu 30 000 Besucher aus nah und fern - ein Vielfaches ihrer Einwohnerzahl. Am Samstagabend war das Festgelände gegen 23 Uhr schließlich sogar so überlaufen, dass niemand mehr hineingelassen wurde.

Doch trotz des großen Trubels hat sich das Oberweseler Fest seinen traditionellen Charme bewahrt: Während anderswo am Rhein der Wein bei festlichen Gelegenheiten in weißen Pagodenzelten ausgeschenkt wird, setzen die Oberweseler Winzer nach wie vor auf rustikale Fässer vor den gemütlichen hölzernen Lauben, in denen die Besucher vor Wind und dem einen oder anderen Regentropfen geschützt plaudernd zusammensitzen. "Man könnte das Ambiente auch etwas verstaubt nennen, doch wir haben uns bewusst dazu entschieden, den ursprünglichen Charakter unseres Weinmarkts zu bewahren", bekräftigt Stadtbürgermeister Jürgen Port, der das Fest gemeinsam mit Weinhex' Tina I. eröffnete.

Und der Erfolg gibt den Oberweselern Recht: Der Andrang auf die Fremdenzimmer und den Campingplatz ist am Weinmarktwochenende ungebrochen. "An diesem Wochenende könnten wir 100 Zimmer vermieten, so viele Anfragen gibt es", erzählt Familie Hennemann-Busch, die neben dem Weinbau eine Pension in Oberwesel-Engehöll betreibt. Viele der Weinmarktbesucher von außerhalb sind Stammgäste, die seit Jahrzehnten jedes Jahr im September nach Oberwesel reisen und zahlreiche Freundschaften am Mittelrhein geschlossen haben.

Die urige Atmosphäre, die Bühne, auf der zu später Stunde ausgelassen getanzt wird, die breite Palette an Weinen aus der Region - das alles kommt bei den Touristen nach wie vor gut an. Als Repräsentantin des Weinbaus ist Weinhex' Tina I. in ihrem prächtigen roten Gewand ein beliebtes Fotomotiv für die teils von weit her angereisten Besucher.

Unter ihnen sind auch viele, die Oberwesel ihre Heimat nennen - inzwischen aber längst woanders wohnen. "Andernorts kommt man an Weihnachten nach Hause - in Oberwesel zum Weinmarkt", schmunzelt Jörg Lanius am Stand des Weinguts Lanius-Knab. Gerade das freundschaftliche Beisammensein von Einwohnern, Heimgekommenen und den vielen anderen Gästen verleiht dem Oberweseler Weinmarkt seine ganz eigene familiäre Atmosphäre.

Viewing all 7751 articles
Browse latest View live


<script src="https://jsc.adskeeper.com/r/s/rssing.com.1596347.js" async> </script>